Nordkap

Mehr als 4000 Km von Trelleborg über Oslo und die Lofoten bis ans Nordkap

Diese Reise ist kaum geplant und sehr spontan gewesen. Beim Surfen im Internet bin ich im Rad-Froum.de auf diesen Thread gestoßen. Und damit nahm die Geschichte ihren Lauf.

Ich schrieb Stephan an, der den Thread gestartet hatte und erfuhr, dass sich schon andere gemeldet hatten. Insgesamt waren wir zu Beginn der Reise zu sechst und keiner kannte den anderen. In Travemünde bzw. in Trelleborg sahen wir uns alle zum ersten mal im richtigen Leben – bereits mit bepackten Rädern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir nur per E-Mail und über das Rad-Forum Kontakt.

Mit fünf mir also fast völlig unbekannten Jungs ging die Reise am 09.08.2003 richtig los…

Travemünde, Trelleborg-Oslo

Ca. 600 Km, grobe Route auf Google Maps

Oslo – Geilo

Inzwischen haben wir – wie auf den Bildern ersichtlich – Oslo erreicht. Und einige Grenzen des Fahrens in der Gruppe sind auch erreicht.

Daher ist der Entschluss gefallen, dass sich die Gruppe trennt: Harold fährt mit der Fähre zurück nach Kiel. Stephan möchte über Schweden gen Norden und so auf möglichst kurzem Weg ans Nordkap. Christian, Andreas und Stefan möchten hingegen über Fjordnorwegen nach Norden.

Und ich weiß nicht was ich will. Erst im letzten Moment entscheide ich mich dafür mit den dreien mitzufahren… Richtung Westen… ab vom eigentlichen Kurs.

.. abseits vom eigentlichen Kurs, gen Westen sind wir nun gefahren.
Eigentlich war alles prima. Das Wetter spielte mit, die Landschaft war überwältigend und wir haben immer wunderschöne Zeltplätze in der Natur gefunden. Und dennoch hat sich bei mir mehr und mehr das Gefühl eingestellt, dass ich so das eigentlich Ziel, das Nordkap, nicht erreichen werde.

In dem Skiort Geilo habe ich mich daher schweren Herzens vom Rest der Gruppe getrennt und bin alleine weitergefahren.

Ca. 250 km, grobe Route auf Google Maps

Geilo – Jotunheimen – Trondheim

In den letzten Nächten wurde es einige Male bereits unangenehm kühl. Ich entscheide mich dazu bei Intersport in Geilo mein Equipment aufzubessern und investierte in einen neuen Schlafsack von Ajungilak – nicht die schlechteste Entscheidung. Alleine geht es klarem Ziel weiter.

Nur wenige Kilometer später, In Gol, suche ich einen Platz für mein Zelt. Von einer älteren Dame werde ich in ihren Garten eingeladen. Am nächsten Morgen starte ich früh. Ein ordentlicher Anstieg erwartete mich. Es ist neblig. Schafe begrüßen mich verwundert auf der Straße.

Ca. 500 km, grobe Route auf Google Maps

Trondheim – Polarkreis – Bodø

Von Trondheim aus ist nun das nächste größere Ziel Bodø. Von dort will ich mit der Fähre auf die Lofoten übersetzen und dann weiter Richtung Norden.

Wenige Kilometer nördlich vom Polarkreis baue ich mein Zelt auf, mache mir Nudeln und gehe schlafen. Die Temperatur im Zelt fällt auf -2°C und die Ortlieb-Isomatte verliert langsam aber bestimmt und kontinuierlich Luft wodurch sich die Isolationswirkung in ebendiese auflöst. Genervt blase ich die Matte in mehrmals neu auf. Beim Abbau des Zeltes am nächsten morgen rutschen dünne Eisplättchen von der Zeltplane – na, das kann ja heiter werden.

Ca. 700 km, grobe Route auf Google Maps

Bodø – Lofoten

Nach der unangenehmen Nacht auf der defekten Isomatte am Polarkreis kaufe ich mir in Bodø eine neue Isomatte. Ich suche mir einen Platz für mein Zelt kurz außerhalb der Stadt an der Bahnstrecke. Da wird ja nachts kein Zug kommen…

Lofoten – Alta

Von der lauten Nacht ziemlich gerädert geht’s am nächsten Tag auf die Fähre nach Å. Auf der Fähre gibt es eine Dusche die ich nutzen kann. Sehr praktisch. Leider ist es „leicht windig“ und die Fähre schwankt wie bekloppt. Ich war noch nie seekrank. Bis jetzt. In Å gibt’s einen Campingplatz den ich ansteuere. Der Wind hat eher zugenommen und der Aufbau des Zeltes gestaltet sich schwierig. In der Nacht wird mein kleines Einstangen-Bogen-Zelt mehrmals zusammengedrückt und die Stange verbogen.

Ca. 800 km, grobe Route auf Google Maps

Alta – Nordkap

In Alta wird mal wieder das Equipment verbessert. Ich kaufe mir eine lange Thermo-Radhose und stocke meine Vorräte auf – bis zum Nordkap sind es nur noch ca. 250 km.

Ca. 250 km, grobe Route auf Google Maps

Nordkap – Inari

Das Ziel ist erreicht und der Rückweg weniger lustig. Es beginnt mit unglaublichem Wind auf der Strecke vom Nordkap nach Süden. Irgendwann kann ich mein Rad nicht mehr halten und setze mich an den Straßenrand bis es besser wird.

Ca. 400 km, grobe Route auf Google Maps

Finnland / Helsinki

Es wird nicht besser. Finnland glänzt vor allem durch unendlich lange gerade Straßen, schlechten Untergrund (Gravel) und welliges Relief. Inzwischen meldet sich auch mein Ketter-Alu-Rad zu Wort. Die Kette zieht ständig über das Ritzelpaket und sogar über das Kettenblatt. Richtig zerstört. Genervt kämpfe ich mich bis Inari. Brauchbare Ersatzteile sind in Inari leider nicht zu bekommen und ich entscheide mich mit dem Bus nach Rovaniemie zu fahren. Von dort geht’s mit der Bahn weiter bis Helsinki wo ich noch ein paar Tage die Stadt erkunde bevor es mit der Fähre zurück nach Travemünde geht wo meine Reise begonnen hat.

The End

Ein Blick zurück: Trotz (oder wegen) all der Widrigkeiten war dies die schönste Reise meines Lebens – zumindest bis hier hin.
Im Nachhinein denke ich manchmal, dass ich diese Reise zu früh gemacht habe. Ich habe das Gefühl diese Reise lässt sich trotz Sturm und Regen, defekter Isomatte, verbogenem Zeltgestänge, abgenutzter Schaltung und klemmenden Zügen nicht mehr so leicht toppen.

Das ist hoffentlich Blödsinn, aber es war einfach eine wahnsinnig erfüllende und befreiende Reise von der ich immer noch [2005] profitiere.

Statistik

Strecke: 4233,79 Km
Fahrzeit:256:47:30
Reisezeit:09.08.-24.09.2003
Höchster Punkt:1389 m
Tiefster Punkt:-212 m
Ersatzschläuche:3
Platte: 0

Route

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